Anfuhr in die Zuckerfabrik ist in Verzug –
Hilfestellung für die Bauern in
der Rhön
der Rhön
Region Ochsenfurt Dank sechsreihiger Vollernter und automatischer
Ladeaggregate ist die Rübenernte heutzutage fast ein Kinderspiel –
zumindest in normalen Jahren. Heuer machen die Schneemassen das Aufladen der Rüben zu einer zähen Tortur.
Lieferfahrzeuge bleiben auf den schnee- und eisglatten Feldwegen stecken.Die Zuckerfabrik fährt seit Tagen schon mit gedrosselter Kraft, weil nicht ausreichend Rüben beikommen. Dabei sind die Rübenbauern im Ochsenfurter Gau noch glimpflich davon gekommen. In der Rhön ist es schlimmer. Dort liegt
der Schnee einen Meter hoch auf den Rübenmieten.
Voll erwischt hat es die Hopferstadter, wieder einmal. Sie sind die letzten in den minutiös ausgefeilten Lade- und Anlieferplänen – weil sie die kürzesten Wege zur Fabrik haben. Wären sie nur ein paar Tage früher an der Reihe, die Rüben wären weg gewesen, bevor der große Schnee kam.
So fing am Tag vor dem Heiligen Abend die Anfuhr an, und musste gleich wieder stoppen, weil die Sattelschlepper auf den verschneiten Flurwegen nicht zurecht kamen. Räumdienst gibt es dort keinen, die Bauern müssen selbst für die Anfahrbarkeit ihrer Rübenhalden sorgen.
Schon in den Tagen zuvor mussten andernorts immer wieder Traktoren den Lastern auf die Sprünge helfen, sagt die Geschäftsführerin des Ochsenfurter Maschinenrings, Jutta Michel. Der Maschinenring plant und koordiniert die Rübenabfuhr.
Die Fuhrwerke und die so genannten Lademäuse gehören der LMG, einer eigens für die Rübenabfuhr gegründeten Genossenschaft. Mit ihrem breiten Maul fahren diese Lademäuse unter die Rübenmiete. Über Förderschnecken und Bänder werden die Rüben direkt auf die Transportfahrzeuge bugsiert.
Den Rüben selbst kann der Frost wenig anhaben. Dafür sorgen spezielle Abdeck-Vliese, die die Haufen trocken halten. Seit Jahren ist diese Technik Standard. Für das Zu- und Abdecken der Rübenmieten hat der Maschinenring ein Spezialgerät. Das versagt allerdings heuer angesichts der Last aus Schnee und Eis seinen Dienst. Also müssen die Landwirte doch von Hand ran – mit der Schaufel und später mit dem Frontlader des Traktors.
In Hopferstadt waren die ersten Haufen schon fertig abgedeckt, als am Heiligen Abend der Schneefall einsetzte. Die Folge: Als drei Tage später die Lademaus mit der Arbeit beginnen konnte, waren die Rüben zu großen Klumpen zusammengefroren.
Mit Sorge blickt Dr. Olaf Böttcher auf die Wetteraussichten der kommenden Tage. Der Werksdirektor der Ochsenfurter Zuckerfabrik hat die Leistung der Anlagen drosseln lassen. Der Rübenhof ist leer. Statt üblicher 650 Tonnen Rüben in der Stunde frisst die Fabrik gegenwärtig nur 470 Tonnen. Es waren in den letzten Tagen auch schon noch weniger.
So wird versucht, die Maschinerie wenigstens am Laufen zu halten. Völlig abstellen und neu anfahren käme bedeutend teurer. Aber auch so sorgt der Winter für steigende
Produktionskosten, sagt Böttcher.
Am Neujahrstag hätte nach den ursprünglichen Planungen die letzte Rübe ins Werk gefahren werden sollen, so der Werksdirektor. Jetzt hat man zwei Tage Verlängerung eingeplant. Rund 70 000 Rüben standen am Dienstagnachmittag noch aus. In der Nacht zum 4. Januar könnte die letzte Rübe durch die Anlagen marschieren. Wenn es nicht erneut heftig schneit.
Das Problem liegt weniger direkt vor den Werkstoren als in den weiter entfernten Anbauregionen. In der Rhön und rund um die frühere Zuckerfabrik in Zeil liegt der Schnee noch weitaus höher als im Ochsenfurter Gau, sagt Böttcher.
Aus dem Bereich des Südzucker-Werks in Offenau hat man deshalb schon eine Lademaus und Transportfahrzeuge ins Problemgebiet entsandt. In der Nacht zum Mittwoch hat sich auch das Ladeteam aus Hopferstadt samt Maus und einigen Lastern in die Vorrhön aufgemacht, um dort auszuhelfen.
Die restlichen Hopferstadter Rüben, die noch draußen liegen – rund 70 Fuhren – müssen warten.
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